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Der Duft der Ideen

Ein Innovationsformat mit Unternehmen und Schülern – DAS EXPERIMENT

Um einen Ansatzpunkt zu finden, wie Schüler und Unternehmen voneinander profitieren können (siehe dazu THESE I und THESE II), habe ich zusammen mit Elisabeth Fischer ein Experiment gestartet – nämlich einen gemeinsamen Ideen-Workshop auf Basis des Design Thinkings mit Mitarbeitern und Schülern. Für dieses Experiment konnten wir die Schüler der 10. Klasse des Pestalozzi-Gymnasiums in München gewinnen und zwei Unternehmen – zum einen Sixtus, den Sport- und Pflegeproduktehersteller vom Schliersee, zum anderen das Einzelhandelsunternehmen Ludwig Beck aus München. In einem Vorgespräch mit den Entscheidern des jeweiligen Unternehmens arbeiteten wir je eine relevante Frage und Aufgabenstellung heraus. Und dann wurde gearbeitet – in einem dreistündigen Workshop mit einem gemischten Team aus Mitarbeitern und Schülern.

Der Innovationsworkshop
Drei Stunden Zeit, um erstens: die gestellte Aufgabe zu verstehen und die zugrundeliegenden Probleme zu ergründen, um zweitens: möglichst viele und vielfältige Ideen zu entwickeln, wie die Probleme gelöst werden können und um drittens: auch noch aus der Vielzahl an Ideen drei bis vier auszuwählen und diese weiter zu vertiefen und in Form einfacher Prototypen erste Lösungen darzulegen. Um dies alles an einem Vormittag zu schaffen, hieß es gemäß der grundlegenden Design Thinking-Prinzipien: Tempo, Tempo, Tempo. Die knapp bemesse Zeit brachte die Teilnehmer schnell dazu, sich ins Zeug zu legen. So dauerte es nicht lange bis die Ideen nur so sprudelten, sich die Teilnehmer gegenseitig inspirierten und sie auf den Ideen anderer aufbauten. Ein Flow von Ideen und Energie also, der kreatives Arbeiten möglich macht. Im Sixtus-Workshop roch es nach den frischen Kräutern der Sportsalben und Pflegeprodukte und es schien als belebe der Duft der Kräuter die Frische der Ideen. Im Ludwig Beck-Workshop arbeiteten Azubis und Schüler zusammen und die Schüler führten geradezu plastisch vor Augen wie sehr ein Blick von außen sich doch vom internen unterscheidet. In beiden Workshops bearbeiteten die Schüler Fragestellungen, die mit ihnen als Zielgruppe zu tun hatten. So war es ein Leichtes eines der zentralen Prinzipien des Design Thinkings umzusetzen – nämlich das konsequente vom Kunden her Denken. Das heißt die Jugendlichen entwickelten Ideen für sich selbst. Mehr „Vom Kunden her Denken“ geht nicht. Und die Mitarbeiter der beiden Unternehmen übten sich darin, Innovationen gemeinsam mit ihren Kunden zu entwickeln – der Kerndisziplin zeitgemäßen Innovationsmanagements.

Die Ergebnisse
Als nach drei Stunden konzentrierter und energiegeladener Arbeit die Ergebnisse präsentiert wurden, konnten die Teams mit ihrer Leistung sehr zufrieden sein. In beiden Workshops wurden unzählige Ideen generiert und erste Prototypen ausgearbeitet. Dabei waren Ideen, die es sich in jedem Fall lohnt weiterzuverfolgen, konkreter auszuarbeiten und umzusetzen. Man darf davon ausgehen, dass Einiges davon realisiert und über Manches nachgedacht werden wird. Die Teams und gerade auch die unvoreingenommenen Jugendlichen haben die zugrundeliegenden Problempunkte erstaunlich scharf herausgearbeitet, sehr klar benannt und den Internen (Workshopteilnehmern wie auch den Entscheidungsträgern) vor Augen geführt. Mit dieser klaren Analyse und Benennung der Problemfelder wurden die Aufgabenstellungen für neuartige Lösungen in beeindruckender Weise überhaupt erst geöffnet.

Bitte weitermachen!
Alles in allem entstand durch dieses Experiment ein zeitgemäßes Innovationsformat, das sich flexibel auf die verschiedensten Fragestellungen anwenden lässt und einen Rahmen für kreative Ideen und die Entwicklung unternehmerischer Innovationsfähigkeit schafft. Ein Format, das geeignet ist, eine konkrete Hilfestellung für die Innovationsbemühungen in Unternehmen zu leisten. Ein Format, in dem Unternehmen von den frischen Köpfen der Schüler profitieren, und das den Unternehmen in der Zusammenarbeit mit Schülern die eigenen, unternehmensinternen Innovationshemmnisse vor Augen führt. Und es entstand ein Experimentierfeld, in dem sich Schüler als relevante, ernstzunehmende und ernstgenommene Partner einbringen und erleben können. Ein Format, das Schülern die Möglichkeit gibt, an echten Lösungen zu arbeiten. Uns haben die Experimente, zusammen mit Jugendlichen Neues zu entwickeln und den Duft der Ideen zu erleben, sehr viel Spaß gemacht – und Lust auf mehr. Deshalb würden wir gerne weitermachen. Und gerne noch mehr Erfahrungen darüber sammeln, wie sich Design Thinking wie auch generell echte Projekte aus dem Leben in einen zukunftstauglichen Unterricht einbringen lassen.

Wer Bedarf, Interesse, Ideen hat (egal, ob als Schule oder einzelne Schüler, ob als Unternehmen, Verwaltungen, Institutionen oder kleine Projektgruppe), meldet sich gerne bei mir: marion.schwehr(at)euryclia.de

Published inBildung - neu träumenInnovation - gedacht, gesagt, getan