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Noch Experte oder schon Forscher?

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Unsere heutige Ausdifferenzierung in klar definierte Wissens- und Fachbereiche in Schulen, Universitäten und Unternehmen geht zurück auf das 19. Jhdt. Natürlich ist es fraglich, ob dieses Erfolgsmodell vergangener Jahrhunderte auch für das 21. Jhdt. erfolgversprechend sein kann. Oder wird nicht viel mehr die Fähigkeit anzuknüpfen und Verbindungen herzustellen, für die Zukunft von Unternehmen wie für uns als Gesellschaft die entscheidende Fähigkeit sein? Denn:

– Der explizite Zuschnitt von Fachbereichen und darin zu behandelnden Fragestellungen hat zu einer beeindruckenden Tiefe spezialisierten Expertenwissens geführt. Aber gleichzeitig wurden und werden viele Probleme durch die enge Fokussierung auf Fachbereiche überhaupt erst geschaffen. Denken Sie an das „Silodenken“ in Unternehmen oder an die unerwünschten „externen Effekte“ unseres Wirtschaftens.

– Die Fokussierung auf klar umgrenzte Fachgebiete allein genügt nicht mehr, um den aktuellen Herausforderungen zu begegnen. Viele Fragen und Probleme liegen im „Dazwischen“, zwischen den Spezialgebieten und sind nur durch deren Verknüpfung zu lösen.

– Mit dem digitalen Wandel wird sich unser Denken grundlegend verändern – vom Definieren und Einordnen in abgegrenzte Bereiche (dem „Brockhaus-Denken“) zum vernetzten, assoziativen Denken des Internetzeitalters (dem „Hyperlink-Denken“), also dem Denken in Verbindungen und Querverweisen.

Unsere Zukunft liegt im „Dazwischen“ – im kreativen Herstellen von Verknüpfungen zwischen den Fachbereichen, im miteinander in Verbindung bringen der klar abgegrenzten Gebiete, Abteilungen, Unternehmen und Experten. Aber auch im Besetzen weißer Flecken zwischen den Fachgebieten. Aufgabe ist es, dieses Dazwischen in den Blick zu nehmen und zu gestalten.

Schon seit Jahrzehnten sind wir gewohnt, in Wissenschaft und Wirtschaft in interdisziplinär zusammengesetzten Teams zu arbeiten. Doch interdisziplinär ist in der digitalen Welt nicht mehr genug. Denn während in interdisziplinär zusammengesetzten Expertenteams doch jeder Experte für sein Gebiet bleibt, geht es in den neuen Ansätzen darum, über sein Expertendasein hinauszugehen und sich auf andere Bereiche einzulassen. Entscheidend ist, sich mit Freude am Fragen und Forschen über das eigene, begrenzte und klar abgegrenzte Expertendasein hinaus auf den Weg machen, um neue Lösungen und auch neue Fragen zu finden. Um Dinge im Ganzen oder ganz anders sehen zu können. Und zwar nicht, weil man Teil einer Maschinerie und zur Innovation gezwungen ist, sondern aus einer Freude am Fragen und Forschen heraus, aus dem Bedürfnis heraus, Dinge zu erkennen und zu verstehen.

In der digitalen Welt, in der alles miteinander verbunden und vernetzt ist, wird unser Denken in Disziplinen und wohl definierten (begrenzten) Kategorien immer mehr zum Problem. Nicht Experten klar definierter Fachbereiche, sondern „Forschende“ mit ihrer Neugier auf Zusammenhänge sind in der Lage den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen. In unserer Freude am Fragen und Forschen liegt der Schlüssel zur Innovation und zur Zukunftsfähigkeit von Unternehmen und Gesellschaft in einer digitalen Welt.

Lasst uns von Experten zu Forschern werden!

Published inInnovation - gedacht, gesagt, getan