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Die Zukunft ruft

Wir leben in Zeiten des Umbruchs: Der digitale Wandel verändert unser Leben. Tiefgreifend und rasant. Wir stehen vor der Herausforderung diesen Wandel und damit unsere sich neu formierenden Lebensbedingungen aktiv zu gestalten. Dazu brauchen wir andere Fähigkeiten als die, die uns die (Regel-)Schule und die Bedingungen unseres Arbeitslebens bisher vermittelt haben.

Ich sehe primär vier Bereiche, in denen wir unsere Fähigkeiten entwickeln und neu schulen müssen:

Wir müssen zu Gestaltern werden!
Das ist ja erstmal eine ganz banale Feststellung: Wer etwas gestalten will, muss zum Gestalter werden. Das ist jedem klar. Aber wie das geht, wissen die Wenigsten. Dass es darum geht, Mut, Engagement, Bereitschaft und auch Leidensfähigkeit zu zeigen. Gestalter zu sein, ist nichts, das sich isoliert auf ein konkretes Projekt im Job anwenden lässt. Gestalter sein, ist eine Haltung, die in der Persönlichkeit eines Menschen ausgebildet sein muss. Nur wer Gestalter des eigenen Lebens ist, kann auch gestaltend auf seine Umwelt, seine Lebensverhältnisse, die Gesellschaft einwirken.

Wir müssen unsere Aufmerksamkeit auf Zusammenhänge richten!
Unsere Welt ist momentan bestimmt von der Fragmentarisierung und Zerstückelung von Erkenntnissen, Aufgaben und Arbeitsschritten. In der Schule genauso wie im Arbeitsleben. Dadurch ging unser Blick und Verständnis fürs große Ganze verloren und wir haben uns eine Vielzahl von Subsystemen geschaffen, die natürlich nicht alleine stehen, sondern in all den anderen Subsystemen externe Effekte (wie z.B. Umweltschäden) und damit Probleme schaffen. Natürlich können wir weiterhin klein und fragmentiert denken. Wir werden dadurch aber nicht die aktuellen Probleme und erst recht nicht die Herausforderungen des digitalen Wandels lösen. Was wir brauchen, ist ein Denken in Zusammenhängen, das Ursachen und Auswirkungen unseres Tun miteinbezieht.

Wir müssen das Besondere jedes Einzelnen wertschätzen, fördern und voranbringen!
Jeder Mensch bringt besondere Fähigkeiten mit. Diese gilt es bis zur Exzellenz zu bringen. Damit schaffen wir uns als Gesellschaft eine ungeheure Vielfalt herausragender Potenziale (anstatt wie bisher den Fokus darauf zu legen, dass wir alle das Gleiche können, nur eben unterschiedlich gut). Um die anstehenden Probleme unserer Gesellschaft, Ökonomie und Ökologie zu lösen, brauchen wir die exzellente Beherrschung unterschiedlichster Disziplinen (anstelle der Hierarchisierung der Disziplinen nach dem Grad ihrer „Nützlichkeit“) …

… und die Fähigkeit, dass wir uns gegenseitig im Zusammenspiel ergänzen, aufeinander eingehen und gemeinsam Dinge auf die Beine stellen. Wie weit wir davon entfernt sind, etwas in einem produktiven Miteinander zu bewerkstelligen, sehen wir in unserer Gesellschaft allenortens. Wie ärmlich es um unsere Sozialfähigkeiten bestellt ist, zeigt nicht zuletzt die ausufernde Verbreitung von Mobbing, das egal in welcher Schulform oder welchem Unternehmen überall anzutreffen ist, zum Teil in besorgniserregendem Ausmaß. Um den Wandel zu meistern und unsere Potenziale als Gesellschaft zu nutzen, müssen wir endlich unsere Sozialfähigkeiten stärken!

Auf Basis dieser Fähigkeiten – Gestalterkraft, Denken in Zusammenhängen, vielfältiger Exzellenz und ausgeprägter Sozialfähigkeiten – sind wir in der Lage, uns nicht nur durch die Unsicherheiten und Unwägbarkeiten des digitalen Wandels treiben zu lassen, sondern in dieser tiefgreifenden Veränderung ein aktive Rolle einzunehmen und den Wandel nach unseren Vorstellungen und im Ausschöpfen unserer Möglichkeiten zu gestalten. Natürlich müssen wir unsere Fähigkeiten in diesen vier Bereichen dazu bewusst wahrnehmen, entwickeln und einsetzen. Sowohl das Schulsystem als auch die Unternehmen stehen hier vor der gleichen Herausforderung.

Schüler und Mitarbeiter sitzen im gleichen Boot.
Beide müssen Skills entwickeln, die ihren bisherigen Erfahrungen und Konditionierungen weitgehend zuwiderlaufen. Ich beobachte bei meinen Kindern, wie ihnen z.B. die Fähigkeiten zur Entwicklung kreativer Ideen und die unorthodoxe Verknüpfung von Einzelbeobachtung zu überraschenden und weiterführenden Zusammenhängen in der (Regel-)Schule systematisch abtrainiert werden. Gleichzeitig werde ich als Vortragsrednerin und Beraterin in Unternehmen für Führungskräfteveranstaltungen und Projekte engagiert, um den Leuten zu zeigen, wie kreatives Denken, die Kunst des Perspektivwechsels und wie Innovationsfähigkeit funktionieren. Alles Dinge, die sie als Kinder mal konnten, die aber durch Jahrzehnte der Erziehung, Bildung und Konditionierung auf Konzentration und Effizienz auf der Strecke blieben. Unser Bildungssystem heute ist auf die Erfolgsfaktoren der Vergangenheit ausgerichtet und vernachlässigt die Erfordernisse einer erfolgreichen Zukunft. Es wäre so wichtig, unsere Schulen zu Orten der Kreativität und des Gestaltens zu machen – und damit zu Keimzellen der Gestaltungsfähigkeit des Wandels. Nicht nur die Schüler würden davon für ihre persönliche Entwicklung und für ihre Zukunftsfähigkeit profitieren. Die Auswirkung für uns alle als Gesellschaft wären enorm. Jugendliche (in den Schulen) und Erwachsene (in den Unternehmen) stehen vor der gleichen Aufgabe: wir alle müssen uns bereit machen, den digitalen Wandel in unserem Sinne zu gestalten. Warum nicht gemeinsam?!

Published inInnovation - gedacht, gesagt, getan