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Arbeiten Sie schon dilettantisch?

Nein? Dann sollten Sie schleunigst damit anfangen. Denn ein Dilettant bringt genau die richtige Einstellung und Herangehensweise mit, um die Herausforderungen des digitalen Zeitalters zu meistern.

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Was heißt es überhaupt ein Dilettant zu sein? Dilettant zu sein, bedeutet nicht, nichts zu wissen oder etwas nur schlecht zu können. Dilettant zu sein, bedeutet erstmal: nicht Experte zu sein. Also in einem klar definierten (d.h. abgegrenzten) Fachgebiet kein vertieftes Fachwissen zu haben. Aber dafür eine ganz andere Fähigkeit mitzubringen – nämlich die Fähigkeit, sich unbefangen in verschiedenen Bereichen bewegen zu können, mit gesunder Neugier, mit Freude am Fragen und Forschen und mit einer Gabe des kreativen Zusammenfügens und Kombinierens, das Neues entstehen lässt.

Etymologisch betrachtet kommt das Wort „Dilettant“ aus dem Italienischen „dilettare“, also aus dem „sich Erfreuen“ am Erkunden, am Wissen, Lernen und Forschen, weil es Spaß macht und weil man möchte, und nicht weil man Teil der Innovationsmaschine ist. Dilettant zu sein, bedeutet also: anstatt das Wissen auf ein abgegrenztes Wissensgebiet zu konzentrieren, es auf das Dazwischen, die Verbindung von Wissen zu richten. Die Fähigkeiten des Dilettanten liegen im Anknüpfen können, im Verbindungen herstellen, im Fragen und im In-Zusammenhänge-bringen.

Ich möchte die Bedeutung von Expertenwissen keinesfalls kleinreden. Wie auch? Die Verdienste und Errungenschaften unserer Expertenwelt sind selbstredend. Aber schon heute (und viel mehr noch in Zukunft) ist Experte sein, nicht mehr genug. Die vernetzte Welt des digitalen Zeitalters erlaubt es uns nicht, sich in abgegrenzten Fachbereichen, in klar definierten Kategorien und zugewiesenen Zuständigkeiten – in fein säuberlich umzäunten Schrebergärten – zu verschanzen. Wir brauchen Experten, die bereit sind, sich weit aus ihrem Fachgebiet hinauszubegeben. Das berühmte „Über den Tellerrand schauen“ genügt nicht mehr (sofern es überhaupt jemals genügt hat). Schaulustige helfen nicht! Wir brauchen Leute, die bereit sind, ihr sicheres Terrain, ihr ausgewiesenes Expertenfeld zu verlassen. Das klingt unangenehm – und ist es auch. Das Feld verlassen, in dem man sich auskennt, sich sicher fühlt und auch noch Anerkennung, Wertschätzung, Status erntet. Um was zu werden? Ein Dilettant?! Der sich unsicher und linkisch in Gebieten bewegt, in denen er sich nicht auskennt? Der versucht sich mit Fragen und Tasten über Wasser zu halten, um in der Flut seines Nicht-Wissens nicht unterzugehen?

Genau solche Leute brauchen wir! Leute, die sich auf den Weg machen, um in anderen Bereichen und Disziplinen nach Anknüpfungspunkten zu suchen und Verbindungen zu schaffen. Wir brauchen Experten, die bereit sind, sich zum Dilettanten zu machen. Nicht den Experten, die sich ausschließlich auf ihre Fachbereiche konzentrieren, sondern den Dilettanten, die sich mit Freude am Fragen und Forschen auf den Weg machen, gehört die Zukunft.

Wir alle müssen dilettantisch arbeiten, um unser Expertenwissen neu einsetzen und für die Zukunft gewinnbringend nutzen zu können. Wir müssen Verbindungen zwischen den Disziplinen suchen, assoziativ denken und „das Dazwischen“ zwischen den einzelnen Fachbereichen neu in den Blick nehmen und gestalten. Wir müssen zu Dilettanten werden – mit Freude am Fragen und Forschen. Und mit dem Mut weit mehr zu sein als nur Experte.

Published inInnovation - gedacht, gesagt, getan